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Haben Sie heute schon gestritten?

Ob privat oder öffentlich, ob politisch oder religiös: Gestritten wird eigentlich immer. Auch über das Streiten selbst wird viel und ausgiebig gestritten. Auf den folgenden Seiten wird das Streiten der Gegenwart mit dem Streiten des Jahrhunderts der Aufklärung in Beziehung gesetzt. Die Grenzen des Sagbaren sind dabei historisch wie gegenwärtig nicht festgeschrieben, sondern müssen im Miteinander immer wieder neu bestimmt werden. An konkreten Streitfällen, den dafür genutzten Medien sowie den beteiligten oder betroffenen Menschen gehen wir den Mechanismen des Streits nach.

Haben Sie heute schon gestritten?

Der Vogel Selbsterkenntnis

Die Holzskulptur aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die ursprünglich als Verzierung an einem Schlitten angebracht war, konfrontiert uns mit einer besonderen Form der Auseinandersetzung – jener mit uns selbst. Der »Vogel Selbsterkenntnis« führt einen der wahrscheinlich wichtigsten Aspekte beim Streit über das Streiten vor Augen, nämlich das Sich-an-die-eigene-Nase-Fassen. Denn für uns alle stellt sich die Frage, wie wir zu streiten bereit sind. Unsere heutige Zeit verbindet mit dem 18. Jahrhundert, dass die Grenzen des Sagbaren stets im Miteinander zu bestimmen sind und die Fähigkeit zur Selbstkritik dabei unerlässlich ist. Wir selbst sind dafür verantwortlich, wie wir miteinander streiten.

„Vogel Selbsterkenntnis“, figuraler Schlittenkopf aus Laubholz, Süddeutschland, Mitte 18. Jahrhundert . München, Bayerisches Nationalmuseum: D 499

In dieser Onlineausstellung sowie in der Jahresausstellung 2023 der Franckeschen Stiftungen wird keine Einteilung in eine legitime »gute« Streitkultur und eine illegitime »schlechte« Streitunkultur vorgenommen. Stattdessen werden soziale, mediale, sprachlich-rhetorische und körperliche Mechanismen und deren Folgewirkungen aufgezeigt. Als Grundlage dafür dient das Konzept der Invektivität, das den Blick auf Phänomene der Auseinandersetzung, Herabsetzung, Schmähung etc. richtet.

Beide Ausstellungen laden zum Nachdenken und Diskutieren über das Streiten selbst sowie über Unterschiede und Verbindungslinien zwischen dem 18. Jahrhundert und heute ein.

Was sind die Grenzen des Sagbaren? Wo endet konstruktive Diskussion und wo beginnt persönliche Herabsetzung? Welche Funktionen haben dabei provokative Grenzüberschreitungen?

Streitarenen

Die Räume, in denen sich Streitsituationen vollziehen, haben auf diese einen entscheidenden Einfluss. Streitarenen sind geprägt durch historische oder gegenwärtige mediale, institutionelle, kulturelle und soziale Bedingungen und in ihnen wirksame Rollenbilder. Die Betrachtung der Streitarenen ermöglicht das Aufzeigen von ritualisierten Formen jeweiliger Streithandlungen (bspw. in Duell und Talkshow) und von Gesten und Posen (wie Fingerzeichen, Körperhaltungen und Kleidungsstile). Auf diese Weise werden Streitstile von Menschen in der Vergangenheit und Gegenwart deutlich. In den folgenden Kapiteln wird ein Blick auf die Streitarenen Marktplatz und Hof sowie die gegenwärtige Arena der Screens und Sounds geworfen.

Wie gestalten sich Streitsituationen in unterschiedlichen Räumen und Konstellationen durch die Jahrhunderte? Wie wurden und werden sie durch Medien abgebildet, verbreitet und beeinflusst?

Kapitelauswahl

Check-In

Kupferstich auf dem man verschiedene Personen auf einem Marktplatz sieht

Streitarena Marktplatz

Streitarena Hof

Streitarena Screens und Sounds

Infos zur Ausstellung

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Logo - Freundeskreis der Franckeschen Stiftungen
Logo - Sachsen Anhalt (Kultusministerium)